Dienstag, 17. Juli 2012


Persönliche Entfaltung durch Kundalini Yoga und Analytische Psychologie.


Ich hatte kürzlich ein sehr schönes Erlebnis der Verbundenheit und zwar als ich bei einer Yoga Übung eine sehr intensive Begegnung mit der Energie des Manipura Chakras (Wurzelchakra) erfuhr. Dieses Erlebnis und Julias Beitrag zur „Sieben“ schufen die Idee einen Beitrag zu den sieben oder korrekterweise den sechs Chakren und dem alles in sich vereinenden Sahasrara (Kronenchakra) zu verfassen und diese in Verbindung zu setzen mit der analytischen Psychologie C. G. Jungs.

"Hauptchakren"







Das Wort „Chakra“ kommt aus dem Sanskrit und ist mit „Rad“ oder „Wirbel“ zu übersetzen. Bei den Chakren handelt es sich um die sieben subtilen Hauptenergiezentren die sich zwischen physischem und feinstofflichem Körper befinden und sich entlang der menschlichen Wirbelsäule anordnen. Neben den Hauptenergiezentren gibt es jedoch noch eine enorme Vielzahl an Nebenenergiezentren. Sie alle sind durch Energiebahnen miteinander verbunden. Entlang der sieben Hauptenergiezentren läuft die sogenannte Kundalini Energie. Im Kundalini Yoga, das von den Tantrikern gelehrt wird, ist es Ziel, die Kundalini Shakti (kosmische Lebensenergie) mittels Atemtechniken und Meditation zu erwecken. Symbolisch ist sie als eine zusammengerollte Schlange dargestellt, welche im menschlichen Körper an der Basis der Wirbelsäule, im Wurzelchakra (Muladhara) zunächst schläft. Ziel dabei ist es, unterdrückte Gefühle und unbewusste Seelen- und Gemütszustände ins Bewusstsein zu bringen. Die Chakren gelten daher auch als psychische Zentren im Körper. Sie wirken jedoch nicht nur auf Gefühle und Gedanken sondern auch auf die Organ- und Drüsenfunktionen des menschlichen Körpers. Sie beinhalten positive als auch negative Bewusstseinsaspekte. Den Chakren ist jeweils ein Element, eine Farbe, ein Mantra, ein Planet, sowie ein Symbol zugeordnet. Diese Eigenschaften variieren allerdings je nach Lehre. 

Das Chakrensystem – eine tabellarische Zusammenfassung:

 
Charles Breaux zeigt in seinem Buch „Journey into Consciousness“ oder „Reise ins Bewusstsein“ einen Zusammenhang zwischen dem Kundalini Yoga und C. G. Jungs Lehre über das kollektive Unbewusste und die Archetypen auf. Durch eine bewusste Anregung bestimmter Chakren, kann auch die persönliche Entfaltung beeinflusst werden. Breaux lässt dabei die sieben Chakren zunächst in ihrer Fülle aus dem kollektiven Unbewussten entfalten, in einem weiteren Schritt aus dem persönlichen Unbewussten und zuletzt noch über das Ich-Bewusstsein. In diesem Entfaltungsprozess steht jedes der sieben Chakren für spezielle archetypische Funktionen, die sich in Bildern ausdrücken. Die sieben Chakren bilden nach Breaux eine „psychische Matrix“, in welcher sich die Einzigartigkeit des „body-mind“ (Körper-Geist) erschafft. 

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Jung selbst sieht die Chakren als „Symbole für menschliche Bewusstseinsstufen im allgemeinen“. Er gliedert sie in drei Stufen:






  1. Stufe: Muladhara/Svadhisthana – die Psychologie dieser Zentren bezeichnet er als unbewusst, triebhaft. Das Wollen und Tun ist nicht bewusst. Das Agieren passiert in der 3. Person.
  2. Stufe: Manipura/Anahata – In Manipura wird der emotionale Mensch stets von seinen Emotionen überflutet und somit zum Opfer seiner Leidenschaften. Erst im Anahata heißt es: Ich will. Hier erfahren wir auch die erste Ahnung des Selbst, des absoluten Zentrums.
  3. Stufe: Vishuddha/Ajna – Vishuddha ist das Wort, das geistige Zentrum. Hier ist auch „das Tor der großen Befreiung“ durch das der Mensch die Welt des Irrtums und der Gegensatzpaare verlässt. Es handelt sich um ein Bewusstwerden der ewigen Dinge. In Ajna (Wissen, Verstehen, Befehl) entwickelt sich der „subtle body“, der diamantene Körper, der Goldkeim oder das „große Selbst“. Hier vollzieht sich auch der Übergang ins Zeit- und Raumlose, ins Nirvana. 






Für Jung war das Interesse an Yoga psychologischer Natur. Ich zitiere Jung: „Yoga war ursprünglich ein natürlicher Introversionsvorgang...Solche Introversionen führen zu eigentümlichen, persönlichkeitsveränderten Innenvorgängen.“ Daher bringt er ihn auch in Zusammenhang mit dem Individuationsweg, der Selbstwerdung. Er bezweifelt die Anwendung des Yoga für den westlichen Menschen aufgrund der unzureichenden geistigen Entwicklung, welche er historisch aber auch aufgrund der unterschiedlichen Glaubensgewohnheiten zu erklären versucht. „Im Yoga geht es um die Befreiung des Bewusstseins von aller Objekt- und Subjektverhaftung.“ Im westlichen Menschen schlummert jedoch noch zu viel im Unbewussten, dessen er sich eben nicht bewusst ist und das wiederum eine Befreiung davon schwierig macht. Jung stellt allerdings klar, dass vor allem die reiche Symbolik des Kundalini Yoga (Tantra Yoga) für ihn ein wertvolles Vergleichsmaterial für die Deutung des kollektiven Unbewussten war. 
verfasst von: ka*

Quellen:
Breaux, CH. (1989): Journey into Consciousness – The Chakras, Tantra and Jungian Psychology. Motilal Banarsidass: Delhi.
Jung, C. G.; Hrsg. von Shamdasani S. (1998 ): Die Psychologie des Kundalini Yoga – Nach Aufzeichnungen des Seminars 1932. Walter Verlag: Zürich/Düsseldorf.
Jung, C.G. (2006) GW 11 – Zur Psychologie westlicher und östlicher Religion – „Yoga und der Westen“. Patmos/Walter Verlag: Düsseldorf.
K. Govinda (2000), Tantra – Geheimnisse östlicher Liebeskunst. W. Ludwig Verlag: München.
K. Govinda (2009), Chakra-Praxisbuch. Südwest Verlag: München.
Bild "Hauptchakren": http://taoistpath.com/chakras-dantiens-and-the-light-body-the-architecture-of-the-human-energy-field/chakradiagram/

Chakren-Tabelle: ka*


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