Donnerstag, 28. Februar 2013


 Buchtipp: "Kunsttherapie aus der Praxis für die Praxis" -    Leutkart/Wieland/Wirtensohn-Baader (Hrsg.) 

Dieses Buch ist ein sehr wertvoller Begleiter für und in der kunsttherapeutischen Praxis. Neben einzelnen Materialien werden auch verschiedene Methoden und Übungsverläufe vorgestellt. Die Beispiele sind dabei nach den Materialien geordnet, denen eine kurze Einleitung über die jeweiligen Qualitäten und Eigenschaften vorangeht. Die Übungen sind in zweidimensionale, sowie dreidimensionale Verfahren aufgeteilt und umfassen Kommunikationsübungen, Ideen zum Arbeiten in der Stille aber auch Anleitungen zum Malen, zu Druckverfahren, Collagen, Maskenbau, Skulpturen oder Anregungen zur Arbeit mit Naturmaterialien uvm.


Dieses Buch richtet sich an Kunst- und GestaltungstherapeutInnen, aber auch an PädagogInnen, ErzieherInnen und andere Personen die im Sozialbereich tätig sind und Anregungen für die Praxis suchen.

Das Buch ist erschienen im verlag modernes lernen. 
ISBN 978-3-8080-0663-4
gelesen von: *lia

Dienstag, 12. Februar 2013


FARBEN...

ROT


Rot kommt in den verschiedensten Nuancen vor. So sprechen wir etwa von
Altrot, Backsteinrot, Blutrot, Bordeaux, Chinesischrot, Englischrot, Ferrarirot, Feuerrot, Flammenrot, Fleischrot, Fuchsia, Granatrot, Hellrot, Hennarot, Indianischrot, Kadmiumrot, Karminrot, Kirschrot, Knallrot, Krebsrot, Kupferrot, Lachsrot, Leuchtrot, Magenta, Marsrot, Mohnrot, Neonrot, Orangerot, Paprikarot, Pastellrot, Pink, Purpurrot, Rosenrot, Rostrot, Rotarange, Rotviolett, Rubinrot, Sandsteinrot, Scharlachrot, Siena gebrannt, Signalrot, Terracotta, Tomatenrot, Urrot, Verkehrsrot, Weinrot, Ziegelrot oder Zinnober... Die Liste kann beliebig erweitert werden.

Wir sehen hier sehr deutlich, dass die Begriff-Fassung von Farbnuancen sehr viel mit Erfahrungen zu tun hat.



Rot Farbnuancen 


Rot ist übrigens die erste Farbe, der der Mensch einen Namen gab.  So ist z.B. im Spanischen das Wort für rot ident mit dem Wort farbig, „colorado“.

Das reine Rot, das weder Gelb noch Blau enthält, wird als Druckfarbe Magenta genannt. Interessanterweise erscheint uns Magenta als sehr blaustichig.

Rot steht für Eros, Liebe, Blut, Leidenschaft, Aktivität, Lebenskraft, Sexualität, Erotik, Feuer, Wärme aber auch für Aggressivität, Wut, Zorn, Hass, Verführerisches, Verbotenes und für Moral. Sie ist die Farbe der Nähe und der Materie. Sie ist männlich und weiblich. Sie repräsentiert Macht, Kontrolle, Reichtum und Adel. Als politische Farbe ist Rot die Farbe des Kommunismus und des Sozialismus.



Woher kommt nun die symbolische und psychologische Bedeutung dieser Assoziationen zu Rot?



Chinesischer Drache: Symbol für den Kaiser, langes Leben, Glück und Zufriedenheit


Blut, zum Beispiel, gilt in vielen Kulturen als Sitz der Seele oder des Lebens. Es ist stark mit schicksalshaften Erfahrungen verbunden. Denken wir z.B. an die Geburt, die Monatsblutung oder an Verletzungen. Für die Erhaltung und die Erneuerung des Lebens waren in vielen Religionen Blutopfer üblich. Das Abendmahl ist hierfür noch ein Erbe. Der Wein als Symbol für das Christi Blut gilt als lebenserneuernde Kraft, die von den Sünden reinigt.

Van Eyck , Jungfrau Maria als "vergeistigter Eros"



Park in Budapest
Die Farbe Rot ist auch jene des Feuers. Feuer ist ein Wandlungssymbol, es reinigt indem es vernichtet. So denken wir z.B. an Phoenix, der wenn er aus der Asche tritt, stärker als zuvor ist. Oder an Mercurius, dem Wandlungsgeist, der Liebe oder Hass verwandelt. Das Feuer des Göttlichen, der Geistesblitz sei hier erwähnt. Wir kennen den Ausdruck des „innerlich Kochens“. In der Alchemie nennen wir diese Stufe „Rubedo“, wenn das Metall zum Kochen gebracht wird; ebenfalls ein Wandlungsprozess.



Das helle leuchtende Rot steht in seiner männlichen Entfaltung - in Verbindung mit dem vergossenen Blut - für Kraft, Kampf, Jagd, Kriegerisches, Leidenschaften, Aktivität und Aggressivität. Es ist dann eine zentrifugale und impulsive Kraft, die sich auch als sexuelle Aktivität zeigt.




Das dunkle Rot ist das weibliche Rot. In Bezug zum Blut wäre es das dunkle Menstruationsblut, das auch für Fruchtbarkeit steht. Es ist das Rot, welches für das Leibliche, Irdische und Weibliche steht. Es steht eng in Beziehung mit der kosmischen Verbundenheit, dem Körperlichen, Erdhaften und Mütterlichen. Wir könnten es auch als inneres Feuer, als Lebensfeuer oder als Eros sehen.





Die Unmoral ist ebenfalls im Rot zu Hause. Hölle und Teufel, wie auch das Rotlicht-Milieu sind durch das Rot symbolisiert. Über eine lange Zeit hinweg wurden rote Haare verachtet. Im Straßenverkehr ist die Farbe Rot ein wichtiges Symbol für Gefahr und Verbot.

Ampelmann Berlin


Die rote Kleidung war früher allerdings nur den Reichen, Adeligen und Göttergleichen vorbehalten. Die Herstellung und Färberei war teuer und nur reine Farbe galt als schön. Man war der Meinung, dass rote Kleidung Stärke und Macht bringe.

Gabrielle in roter Bluse, Auguste Renoir
Die kostbarste Farbe in der Antike war übrigens das Purpur, Violett. Für die Herstellung des unechten Purpurs wurden Schildläuse (Kermesläuse) verwendet. Die Farbgebung war lichtecht und sehr lange haltbar. Aber auch diese Methode war mühsam und teuer. Auch aus der sogenannten Krapp-Pflanze gewann man rote Farbe, die auch heute noch erhältlich ist. Der Import der Pflanze nach Europa machte die Herstellung billiger. Mit der Entdeckung Amerikas kamen die weniger ergiebigen Cochenille-Läuse nach Europa und verdrängten weitgehend die Kermesläuse. Im 19 Jahrhundert ersetzte die Chemie die Färberei und es war nun möglich Farben auf künstlichem Weg zu gewinnen.
Die Frau im roten Kleid, Paul Gauguin


Was die psychologischen Tests angeht, ist Rot nach dem Farbpyramidentest Pfisters eng mit affektiven und impulsiven Reaktionen verbunden. Die psychischen Wirkungen der Farbe Rot nach Stefanescu-Goanga sind: stark, erregend, erwärmend und belebend. Für Lüscher sind die wichtigsten Ausdruckswerte von Rot: autonom, aktiv und beherrschungsstrebend. Hier werden im weiteren die Vitalkraft, Willensstoßkraft, Tun, Potenz, Erfolgsstreben, Gegenwärtigkeit und Männlichkeit genannt.

...Dieser Beitrag soll eine Übersicht geben und ist daher keineswegs vollständig. Er darf gerne auch von den Leserinnen und Lesern erweitert werden... kalia freut sich über Anregungen und Ergänzungen... ;)

                                                                                                                                verfasst von: ka*

Quellen: 
Bruns, M. (1997): Das Rätsel Farbe - Materie und Mythos. Reclam: Stuttgart.
Heller, E. (2011): Wie Farben wirken. Rowohlt Verlag: Reinbek beiHamburg.
Jung, C. G. u. Von Franz, M. -L. (1968): Der Mensch und seine Symbole. Walter-Verlag AG: Olten.
Riedel, I. (1990): Farben - In Religion, Gesellschaft, Kunst und Psychotherapie. Kreuz Verlag: Stuttgart.
Bild Farbnuancen: http://brittagrosche.de/27.html

Bild Van Eyck: "Der Mensch und seine Symbole"
Fotos Stühle: http://www.preissuchmaschine.de/trend/DESI/Designer-stuhl-rot.html
Bild chin. Drache: http://www.ihr-wellness-magazin.de/kultur/china-kultur/chinesische-drachen-symbol-fuer-langes-leben.html
Foto Ampelmann: http://www.yatego.com/city-souvenir-shop/p,4f1d582ddd534,4ed63bfe934ed1_0,ampelmann-ampelglas-steher-rot
Foto Park in Budapest: ka*