Durch das heurige Jahr wird kalia jeden Monat der Bedeutung einer bestimmten Farbe nachgehen.
Die Betrachtung wird im psychologischen, kulturellen, künstlerischen und
religiösen Kontext vorgenommen. kalia
versucht dabei einen Überblick über die Farbsymbolik und die Wirkungsweise von
Farben vor allem für die Anwendung in der (mal)therapeutischen Praxis zu
geben.
Farbkreis nach Goethe
kalia beschäftigt
sich zunächst mit den drei Primärfarben, Rot, Blau, Gelb, geht dann weiter zu
den Sekundärfarben, Grün, Violett und Orange, macht einen Schwenk zu Braun,
Gold und Silber und wird sich abschließend mit den beiden Farben an den Enden
der Farbskala beschäftigen: Schwarz und Weiß.
Johannes Itten schreibt: „Farben
sind Strahlungskräfte, Energien, die auf uns in positiver oder negativer Weise
einwirken, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht“. Auf jeden von uns
wirken Farben anders, und doch können sich Gemeinsamkeiten in der Erfahrung und
Wirkungsweise mit einer bestimmten Farbe erkennen lassen. So ist zum Beispiel
Rot die Farbe der Liebe, sie ist aber zweifelsohne auch die Farbe der
Aggression. Der emotionale Ausdrucksgehalt in einer bestimmten Farbe ist meist
auf die Farberfahrung in der Natur zurückzuführen. So könnten wir das Blut und
das Feuer mit den starken Gefühlen der Aggression als auch der Liebe in
Zusammenhang bringen.
Farbkreis nach Itten
Farben kommen in den mannigfaltigsten Nuancen,
Schattierungen und Tönungen vor. Sie haben so immer ihren speziellen als auch individuellen Charakter. Ebenso
individuell und unterschiedlich wirken sie auf das jeweilige Individuum.
Deshalb ist es im Rahmen einer Bildbesprechung auch so
wichtig auf die persönliche Erfahrung des Beteiligten mit den wichtigsten
Farben einzugehen. Hier kann nach den Assoziationen zu den Farben gefragt
werden, welche einen sehr konkreten Hinweis nicht nur zur Farbenwahl geben
können.
Das Farbempfinden geht aber auch zurück auf
jahrhundertealte, gewissermaßen vererbte Überlieferungen. Und so kann es im
Zuge einer Bildbesprechung auch hilfreich sein Hinweise zur Farbsymbolik aus
früheren Zeiten einzubringen.
Farbsonne
Wir können uns aber auch auf die Suche nach den Archetypen in den Farben machen, um
herauszufinden welcher Archetyp hinter einer jeweiligen Farbe steckt und welche
Emotion von ihm ausgeht. So ist laut Riedel, bei jemand, der von der Farbe
Violett (Mischfarbe aus Rot und Blau) ergriffen ist, der Archetyp des „Herm-Aphroditus“ wirksam. In jenem
griechischen Gott vereinen sich Männliches und Weibliches zu einem
ganzheitlichen Menschenbild.
Die große Mutter (Uwe Dietrich)
Farben geben also ein sehr breites Spektrum der Betrachtung.
kalia versucht einen wesentlichen
Ausschnitt dieses Spektrums zusammenzufassen und freut sich gleichzeitig auf
jegliche aktive Ausweitung durch den Leser. Quellen: Riedel, Ingrid (1990): Farben - In Religion, Gesellschaft, Kunst und Psychotherapie. Kreuz Verlag Bilder:
With each breath you take you choose life. Wir möchten euch ein neues Filmprojekt von Stefan Rainer und Sandra Felder vorstellen, bei dem auch Prof. Dr. Gerald Hüther mitgewirkt hat - BREATH.
Die Grundidee des Filmes beruht darauf, dass jeder Mensch gewisse Talente und Fähigkeiten mit in dieses Leben bringt und diese auch umsetzen sollte. Denn um es mit den Worten von Prof. Dr. Gerald Hüther auszudrücken: „Jemand der sein Talent lebt und der das auch leben kann wofür er brennt, der ist immer erfolgreich … und dem gelingt auch vieles.“ Um diese These zu unterstreichen, werden verschiedene Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Lebensbereichen dargestellt, die genau das tun. Nämlich ihre Berufung mit Leib und Seele leben.
Die Premiere fand bereits Anfang Jänner statt, weiterer Vorführtermin am 25.1.
Die Vorführung beruht auf freiwilliger Spendenbasis, somit findet kein Kartenvorverkauf statt.
Freitag, 4. Januar 2013
** 2013 ** Kalia wünschen allen Künstlern ein glückliches, gesundes und kreatives neues Jahr!
Joseph Beuys - Auferstandener
Jeder Mensch ist ein Künstler Lass dich fallen. Lerne Schnecken zu beobachten. Pflanze unmögliche Gärten. Lade jemand Gefährlichen zum Tee ein. Mache kleine Zeichen, die “Ja” sagen und verteile sie überall in deinem Haus. Werde ein Freund von Freiheit und Unsicherheit. Freue dich auf Träume. Weine bei Kinofilmen. Schaukel so hoch du kannst mit einer Schaukel bei Mondlicht. Pflege verschiedene Stimmungen. Verweigere “verantwortlich” zu sein. Tu es aus Liebe. Mach viele Nickerchen. Gib Geld weiter. Tu es jetzt. Das Geld wird folgen. Glaube an Zauberei. Lache viel. Bade im Mondlicht. Träume wilde, phantasievolle Träume. Zeichne auf die Wände. Lies jeden Tag. Stell dir vor, du wärst verzaubert. Kichere mit Kindern. Höre alten Leuten zu. Öffne dich, tauche ein, sei frei. Segne dich selbst. Lass die Angst fallen. Spiele mit allem. Unterhalte das Kind in dir. Du bist unschuldig. Baue eine Burg aus Decken. Werde nass. Umarme Bäume. Schreibe Liebesbriefe Joseph Beuys Quellen: Bild: http://www.art49.com/art49/art49bremen.nsf/0/698B6F82B26ADC22C1257008003727B9?OpenDocument&lang=EN Gedicht: http://goodnewstoday.de/gute_nachrichten/2011/01/27/jeder-mensch-ist-ein-kunstler/
Montag, 24. Dezember 2012
Advent, Advent...
Das 24. und letzte Adventsfenster öffnet sich und Kalia wissen, was sie sich wirklich zu Weihnachten wünschen...
"Ich weiß, was ich mir wirklich zu Weihnachten wünsche.
Ich
möchte meine Kindheit wiederhaben. Niemand schenkt sie mir ... Ich weiß, dass
es unvernünftig klingt, aber was hat Weihnachten mit Vernunft zu tun?
Weihnachten hat etwas mit einem Kind von ganz früher und ganz weit weg zu tun,
und es hat etwas mit einem Kind von jetzt zu tun. In dir und in mir. Es wartet
hinter der Tür unseres Herzens darauf, dass etwas Wunderbares geschieht."
(Robert Fulghum aus „Das Kind in uns“ von John Bradshaw) Kalia wünschen ein besinnliches und friedvolles Weihnachtsfest und einen glücklichen Rutsch ins Neue Jahr!!!
Den Schnee unter den Füßen knirschen hören. Vom vielen Weiß geblendet werden. Das Glitzern der Schneedecke. Auf Spurensuche gehen. Stille.
Samstag, 22. Dezember 2012
Advent, Advent...
Das 22. Adventskalenderfensterchen erzählt die wohl weiseste Weihnachtsgeschichte der Welt ...
...und soll all jenen helfen, die noch hurtig und gestresst von Geschäft zu Geschäft eilen, um noch das eine oder andere Weihnachtsgeschenk zu besorgen! Vielleicht tut ihr gut daran noch vor dem Weihnachtsshopping die Geschichte zu lesen... Lasst Euch nicht von der Länge irritieren. Nehmt Euch ein paar Minuten Zeit...Die Geschichte wird Euch verändern!
Das Geschenk der Weisen von O.Henry Ein Dollar und siebenundachtzig Cent. Das war alles. Und sechzig Cent davon ja Pennies. Stück für Stück ersparte Pennies, wenn man hin und wieder den Kaufmann, Gemüsemann oder Fleischer beschwatzt hatte, bis einem die Wangen brannten im stillen Vorwurf der Knauserei, die solch ein Herumfeilschen mit sich brachte. Dreimal zählte Della nach. Ein Dollar und siebenundachtzig Cent. Und morgen war Weihnachten. Da blieb einem nichts anderes, als sich auf die schäbige kleine Chaise zu werfen und zu heulen. Das tat Della. Was zu der moralischen Betrachtung reizt, das Leben bestehe aus Schluchzen, Schniefen und Lächeln, vor allem aus Schniefen. Während die Dame des Hauses allmählich von dem ersten Zustand in den zweiten übergeht, werfen wir einen Blick auf das Heim. Eine möblierte Wohnung für acht Dollar die Woche. Sie war nicht gerade bettelhaft zu nennen; höchstens für jene Polizisten, die speziell auf Bettler gehetzt wurden. Unten im Hausflur war ein Briefkasten, in den nie ein Brief fiel, und ein Klingelknopf, dem keines Sterblichen Finger je ein Klingelzeichen entlocken konnte. Dazu gehörte auch eine Karte, die den Namen "Mr. James Dillingham jr." trug. Das "Dillingham" war in einer früheren Zeit der Wohlhabenheit, als der Eigentümer dreissig Dollar die Woche verdiente, hingepfeffert worden. Jetzt, da das Einkommen auf zwanzig Dollar zusammengeschrumpft war, wirkten die Buchstaben des "Dillingham" verschwommen, als trügen sie sich allen Ernstes mit dem Gedanken, sich zu einem bescheidenen und anspruchslosen D zusammenzuziehen. Aber wenn Mr. James Dillingham jr. nach Hause und oben in seine Wohnung kam, wurde er "Jim" gerufen und von Mrs. James Dillingham jr., die bereits als Della vorgestellt wurde, herzlich umarmt. Was alles sehr schön ist.
Della hörte auf zu weinen und fuhr mit der Puderquaste über ihre Wangen. Sie stand am Fenster und blickte trübselig hinaus auf eine graue Katze, die auf einem grauen Zaun in einem grauen Hinterhof spazierte. Morgen war Weihnachten, und sie hatte nur einen Dollar siebenundachtzig, um für Jim ein Geschenk zu kaufen. Monatelang hatte sie jeden Penny gespart, wo sie nur konnte, und dies war das Resultat. Zwanzig Dollar die Woche reichte nicht weit. Die Ausgaben waren größer gewesen, als sie gerechnet hatte. Das ist immer so. Nur einen Dollar siebenundachtzig, um für Jim ein Geschenk zu kaufen. Für ihren Jim. So manche glückliche Stunde hatte sie damit verbracht, sich etwas Hübsches für ihn auszudenken. Etwas Schönes, Seltenes, Gediegenes - etwas, was annähernd der Ehre würdig war, Jim zu gehören. Zwischen den Fenstern stand ein Trumeau. Vielleicht haben Sie schon einmal einen Trumeau in einer möblierten Wohnung zu acht Dollar gesehen. Ein sehr dünner und beweglicher Mensch kann, indem er sein Spiegelbild in einer raschen Folge von Längsstreifen betrachtet, eine ziemlich genaue Vorstellung von seinem Aussehen erhalten. Della war eine schlanke Person und beherrschte diese Kunst. Plötzlich wirbelte sie von dem Fenster fort und stand vor dem Spiegel. Ihre Augen glänzten und funkelten, aber ihr Gesicht hatte in zwanzig Sekunden die Farbe verloren. Flink löste sie ihr Haar und ließ es in voller Länge herabfallen. Zwei Dinge besaßen die James Dillinghams jr., auf die sie beide unheimlich stolz waren. Das eine war Jims goldene Uhr, die seinem Vater und davor seinem Großvater gehört hatte. Das andere war Dellas Haar. Hätte die Königin von Saba in der Wohnung jenseits des Luftschachts gelebt, dann hätte Della eines Tages ihr Haar zum Trocknen aus dem Fenster gehängt, um Ihrer Majestät Juwelen und Vorzüge im Wert herabzusetzen. Wäre König Salomo der Portier gewesen und hätte all seine Schätze im Erdgeschoss aufgehäuft, Jim hätte jedesmal seine Uhr gezückt, wenn er vorbeigegangen wäre, bloß um zu sehen, wie sich der andere vor Neid den Bart raufte. Jetzt floss also Dellas Haar wellig und glänzend an ihr herab wie ein brauner Wasserfall. Es reichte bis unter die Kniekehlen und umhüllte sie wie ein Gewand. Nervös und hastig steckte sie es wieder auf. Einen Augenblick taumelte sie und stand ganz still, während ein paar Tränen auf den abgetretenen Teppich fielen. Die alte braune Jacke angezogen, den alten braunen Hut aufgesetzt, und mit wehenden Röcken und immer noch das helle Funkeln in den Augen, schoss sie zur Tür hinaus und lief die Treppe hinab auf die Straße. Wo sie stehenblieb, lautete das Firmenschild Mme. Sofronie. Alle Sorten Haarersatz. Della rannte die Treppe hinauf und versuchte atemschöpfend, sich zu sammeln. Madame, groß, zu weiß und frostig, sah kaum nach "Sofronie" aus. "Wollen Sie mein Haar kaufen?" fragte Della. "Ich kaufe Haar", sagte Madame. "Nehmen Sie den Hut ab, damit wir es einmal ansehen können." Der braune Wasserfall stürzte in Wellen herab. "Zwanzig Dollar", sagte Madame, mit kundiger Hand die Masse anhebend. "Geben Sie nur schnell her", sagte Della. Oh, und die nächsten beiden Stunden trippelten auf rosigen Schwingen. Nehmen Sie es nicht so genau mit der zerhackten Metapher. Sie durchwühlte die Läden nach dem Geschenk für Jim. Schließlich fand sie es. Bestimmt war es für Jim und für niemand sonst gemacht. Keins gab es in den Läden, das diesem glich, und sie hatte in allen das Oberste zuunterst gekehrt. Es war eine Uhrkette aus Platin, einfach und edel im Dessin, die ihren Wert auf angemessene Weise durch das Material und nicht durch eine auf den Schein berechnete Verzierung offenbarte - wie es bei allen guten Dingen sein sollte. Sie war sogar der Uhr würdig. Kaum hatte sie die Kette erblickt, als sie auch schon wusste, dass sie Jim gehören müsse. Sie war wie er. Überlegene Ruhe und Wert - das passte auf beide. Einundzwanzig Dollar nahm man ihr dafür ab, und mit den siebenundachtzig Cent eilte sie nach Hause. Mit dieser Kette an der Uhr konnte Jim wirklich in jeder Gesellschaft um die Zeit besorgt sein. So großartig die Uhr war, manchmal blickte er wegen des alten Lederriemchens, das er an Stelle einer Kette benutzte, nur verstohlen nach ihr.
Als Della zu Hause angelangt war, wich ihr Rausch ein wenig der Vorsicht und der Vernunft. Sie holte ihre Brennschere heraus, zündete das Gas an und machte sich ans Werk, die Verheerungen auszubessern, die von Freigebigkeit in Verein mit Liebe angerichtet worden waren. Was stets eine gewaltige Aufgabe ist, liebe Freunde - eine Mammutaufgabe. Nach vierzig Minuten war ihr Kopf dicht mit kleinen Löckchen bedeckt, mit denen sie wundervoll aussah, wie ein schwänzender Schuljunge. Lange, sorgfältig und kritisch betrachtete sie ihr Spiegelbild. "Wenn mich Jim nicht umbringt, bevor er mich ein zweites Mal ansieht, wird er sagen, ich sehe aus wie ein Chormädel von Coney Island", meinte sie bei sich. "Aber was - oh, was hätte ich denn mit einem Dollar siebenundachtzig anfangen sollen?" Um sieben war der Kaffee gekocht, und die Bratpfanne stand hinten auf der Kochmaschine, heiss und bereit, die Kotelette zu braten. Jim verspätete sich nie. Della ließ die Uhrkette in ihrer Hand verschwinden und setzte sich auf die Tischkante nahe der Tür, durch die er immer eintrat. Dann hörte sie seinen Schritt auf der Treppe, unten, auf den ersten Stufen, und wurde einen Augenblick blass. Sie hatte sich angewöhnt, wegen der einfachsten Alltäglichkeit stille kleine Gebete zu murmeln, und jetzt flüsterte sie "Bitte, lieber Gott, mach, dass er mich noch hübsch findet." Die Tür öffnete sich, Jim trat ein und schloss sie. Er sah mager und sehr feierlich aus. Armer Junge, er war erst zweiundzwanzig - und schon mit Familie belastet! Er brauchte einen neuen Mantel und hatte auch keine Handschuhe. Jim blieb an der Tür stehen, reglos wie ein Vorstehhund, der eine Wachtel ausgemacht hat Seine Augen waren auf Della geheftet, und ein Ausdruck lag in ihnen, den sie nicht zu deuten vermochte und der sie erschreckte. Es war weder Ärger noch Verwunderung, weder Missbilligung noch Abneigung, noch überhaupt eins der Gefühle, auf die sie sich gefasst gemacht hatte. Er starrte sie nur unverwandt an mit diesem eigentümlichen Gesichtsausdruck. Della rutschte langsam vom Tisch und ging zu ihm. "Jim, Liebster", rief sie, "sieh mich nicht so an. Ich hab' mein Haar abschneiden lassen und verkauft, weil ich Weihnachten ohne ein Geschenk für dich nicht üherlebt hätte. Es wird wieder wachsen - du nimmst es nicht tragisch, nicht wahr? Ich musste es einfach tun. Mein Haar wächst unheimlich schnell. Sag mir fröhliche Weihnachten, Jim, und lass uns glücklich sein. Du ahnst nicht, was für ein hübsches, was für ein schönes, wunderschönes Geschenk ich für dich bekommen habe."
"Du hast dein Haar abgeschnitten?" fragte Jim mühsam, als könne er selhst nach schwerster geistiger Arbeit nicht an den Punkt gelangen, diese offenkundige Tatsache zu begreifen. "Abgeschnitten und verkauft", sagte Della. "Hast du mich jetzt nicht noch ebenso lieb? Ich bin auch ohne mein Haar noch dieselbe, nicht wahr?" Jim blickte neugierig im Zimmer umher. "Du sagst, dein Haar ist weg?" bemerkte er mit nahezu idiotischem Gesichtsausdruck. "Du brauchst nicht danach zu suchen", sagte Della. "Ich sag' dir doch, es ist verkauft - verkauft und weg. Heute ist Heiligabend, Jungchen. Sei nett zu mir, denn es ist ja für dich weg. Vielleicht waren die Haare auf meinem Kopf gezählt", fuhr sie mit einer jähen, feierlichen Zärtlichkeit fort, "aber nie könnte jemand meine Liebe zu dir zählen. Soll ich die Kotelette aufsetzen, Jim?"
Jim schien im Nu aus seiner Starrheit zu erwachen. Er umarmte seine Della. Wir wollen inzwischen mit diskreten Forscherblicken zehn Sekunden lang eine an sich unwichtige Sache in anderer Richtung betrachten. Acht Dollar die Woche oder eine Million im Jahr - was ist der Unterschied? Ein Mathematiker oder ein Witzbold würden uns eine falsche Antwort geben. Die Weisen brachten wertvolle Geschenke, aber dies war nicht darunter. Diese dunkle Behauptung soll später erläutert werden. Jim zog ein Päckchen aus der Manteltasche und warf es auf den Tisch. "Täusch dich nicht über mich, Dell", sagte er. "Du darfst nicht glauben, dass es etwas wie Haare schneiden oder stutzen oder waschen mich dahin bringen könnte, mein Mädchen weniger liebzuhaben. Aber wenn du das Päckchen auspackst, wirst du sehen, warum du mich zuerst eine Weile aus der Fassung gebracht hast."
Weiße Finger rissen hurtig an der Strippe und am Papier. Und dann ein verzückter Freudenschrei, und dann - ach! - ein schnelles weibliches Hinüberwechseln zu hysterischen Tränen und Klagen, die dem Herrn des Hauses den umgehenden Einsatz aller Trostmöglichkeiten abforderten. Denn da lagen die Kämme - die Garnitur Kämme, die Della seit langem in einem Broadway-Schaufenster angeschmachtet hatte. Wunderschöne Kämme, echt Schildpatt mit juwelenverzierten Rändern - gerade in der Schattierung, die zu dem schönen, verschwundenen Haar gepasst hätte. Es waren teure Kämme, das wusste sie, und ihr Herz hatte nach ihnen gebettelt und gebarmt, ohne die leiseste Hoffnung, sie je zu besitzen. Und nun waren sie ihr eigen; aber die Flechten, die der ersehnte Schmuck hätte zieren sollen, waren fort. Doch sie presste sie zärtlich an die Brust und war schließlich so weit, dass sie mit schwimmenden Augen und einem Lächeln aufblicken und sagen konnte: "Mein Haar wächst so schnell, Jim!" Und dann sprang Della auf wie ein gebranntes Kätzchen und rief: "Oh, oh!" Jim hatte ja noch nicht sein schönes Geschenk gesehen. Ungestüm hielt sie es ihm auf der geöffneten Hand entgegen. Das leblose, kostbare Metall schien im Abglanz ihres strahlenden, brennenden Eifers zu blitzen. "Ist die nicht toll, Jim? Die ganze Stadt hab' ich danach abgejagt. Jetzt musst du hundertmal am Tag nachsehen, wie spät es ist. Gib mir die Uhr. Ich möchte sehen, wie sich die Kette dazu macht." Statt zu gehorchen, ließ er sich auf die Chaiselongue fallen, legte die Hände im Nacken zusammen und lächelte. "Dell", sagte er, "wir wollen unsere Weihnachtsgeschenke beiseite legen und eine Weile aufheben. Sie sind zu hübsch, um sie jetzt schon in Gebrauch zu nehmen. Ich habe die Uhr verkauft, um das Geld für die Kämme zu haben. Wie wäre es, wenn du die Kotelette braten würdest?"
Die Weisen waren, wie ihr wisst, weise Männer - wunderbar weise Männer -, die dem Kind in der Krippe Geschenke brachten. Sie haben die Kunst erfunden, Weihnachtsgeschenke zu machen. Da sie weise waren, waren natürlich auch ihre Geschenke weise und hatten vielleicht den Vorzug, umgetauscht werden zu können, falls es Dubletten gab. Und hier habe ich euch nun schlecht und recht die ereignislose Geschichte von zwei törichten Kindern in einer möblierten Wohnung erzählt, die höchst unweise die größten Schätze ihres Hauses füreinander opferten. Doch mit einem letzten Wort sei den heutigen Weisen gesagt, dass diese beiden die weisesten aller Schenkenden waren. Von allen, die Geschenke geben und empfangen, sind sie die weisesten. Überall sind sie die weisesten. Sie sind die wahren Weisen.